Cannabis-Legalisierung in Deutschland – ist es bald soweit?

Spätestens nach der Bundestagswahl am 26. September zeigte sich, dass sich die Einstellung zu Cannabis in der Bevölkerung zumindest teilweise geändert hat. Zwei Parteien, nämlich Bündnis 90/ Die Grünen und die Freie Demokratische Partei haben, haben – gemessen an den Wahlergebnissen von 2017 – viele Stimmen dazu gewonnen. Auch die Sozialdemokratische Partei kann einen großen Stimmenzuwachs vorweisen. Nach einigen Sondierungsgesprächen haben SPD, Grüne und FDP jetzt mit den Koalitionsverhandlungen begonnen. Aber was bedeutet das für die Cannabis-Politik in Deutschland? Was wollen die einzelnen Parteien ändern? Wird der Besitz und Konsum in Deutschland bald legal?

Grüne und FDP sprechen sich in ihrem Wahlprogramm beide entschieden für eine Entkriminalisierung von Cannabis aus und möchten sogar eine kontrollierte Abgabe an Volljährige realisieren. Dafür sollen lizenzierte Fachgeschäfte genutzt werden. Die SPD will die regulierte Abgabe zunächst in Modellprojekten testen. Die Argumente für die Cannabis-Legalisierung sind dabei sehr vielfältig:

Mit einer staatlich regulierten Abgabe von Cannabis soll der Schwarzmarkt geschwächt oder im besten Fall komplett eliminiert werden und eine bessere Kontrolle von Qualität und Inhaltsstoffen ermöglicht werden. Zudem wird argumentiert, dass die illegale Beschaffung von Cannabis dazu führt, dass Kontakte zu Dealern entstehen und dadurch der Einstieg in einen härteren Drogenkonsum erleichtert werden würde. Eine Legalisierung würde, laut den Parteien, die Beschaffung von härteren Drogen erschweren. Hier steht also die staatliche Kontrolle von Qualität und Mindestalter im Mittelpunkt der Argumentation.

Aber auch wirtschaftliche Gründe spielen eine entscheidende Rolle bei der Argumentation für eine Cannabis-Legalisierung in Deutschland. Laut FDP könne durch die Besteuerung von Cannabis bis zu einer Milliarde Euro im Jahr eingenommen werden. Dies könne dann auch für die Prävention und die Behandlung von Suchtkranken genutzt werden. Außerdem würde die Legalisierung Polizei und Justiz entlasten, wodurch Geld und Personal gespart werden könnte, welches dann für die strafrechtliche Verfolgung von harten Drogen verwendet werden würde. Wirtschaftliche Ressourcen sind somit ebenfalls ein wichtiger Faktor in der Diskussion um die Cannabis-Legalisierung.

Wenn es zukünftig also eine Ampelregierung geben wird – wonach alles aussieht – könnte eine Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis tatsächlich zur Realität werden. Zuletzt hat sich nun auch Karl Lauterbach von der SPD positiv zur Legalisierung von Cannabis geäußert. Der Gesundheitsexperte hatte sich jahrelang dagegen ausgesprochen.

Allerdings gibt es auch immer noch Argumente gegen eine Legalisierung, die vor allem gesundheitlicher Natur sind. Eine überhöhte Dosis THC hat das Potenzial, Angstzustände und Wahnvorstellungen auslösen und bei Menschen mit einer Disposition für psychische Erkrankungen den Ausbruch dieser zu begünstigen. Vor allem im Jugendalter kann Cannabis die Lernfähigkeit und das Gedächtnis schwächen. 

EIGENE MEINUNG: Zusammenfassend finden wir, dass die Vorteile einer kontrollierten Cannabis-Legalisierung die Nachteile überwiegen. Es ist Fakt, dass Cannabis in Deutschland konsumiert wird und mit einer Legalisierung können Konsumenten und Jugendliche besser geschützt werden. Mit den zusätzlichen Steuereinnahmen können Maßnahmen zu Prävention durchgeführt und Suchtkranken geholfen werden. Das Argument, dass Cannabis das Gehirn negativ beeinflusst und vor allem Jugendlichen schadet, ist zwar berechtigt – solange jedoch Bier und Wein ab 16 Jahren legal konsumiert werden kann und auch Tabak frei verkäuflich ist, sollte reflektiert werden, ob hier nicht mit zweierlei Maß gemessen wird. Denn Alkohol hat neben dem Suchtpotenzial auch viele gesundheitliche Risiken und kann das Gehirn und andere menschliche Organe krank machen.

Quellen: 

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/cannabis-faq-103.html

https://www.tagesschau.de/inland/btw21/

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